12. April 2011

Populismus: Medien entdecken mal wieder "Rad-Rambos" und "Kampfradler"

hamburgize.com
Kampfjournalismus

Von 1609 befragten Autofahrern, die bei der DEKRA eine Hauptuntersuchung an ihren Fahrzeugen durchführen ließen, gaben 77% an, dass sich Radfahrer häufig über Verkehrsregeln hinwegsetzen würden. Die Befragung wurde an 32 DEKRA-Stationen im gesamten Bundesgebiet in den Monaten Januar und Februar durchgeführt. 68% der Befragten waren männlich, 32% weiblich. Das Ergebnis dieser Befragung wurde am 8. April von der DEKRA veröffentlich.

Am 9. April berichteten zahlreiche Medien, Verkehrsminister Ramsauer drohe mit Kontrollen für "Kampfradler".

Am 11. April berichtete die Hamburger Morgenpost auf der Titelseite mit der Schlagzeile "Rote Karte für Rad-Rambos", dass "77% der Deutschen von ungehobelten Radfahrern genervt" seien. Kein Hinweis darauf, dass ausschließlich Autofahrer befragt wurden. Sind denn mittlerweile alle Deutschen Autofahrer? Sicherlich würde das Ergebnis anders ausfallen, wenn auch Nicht-Autofahrer, wie z.B. Radfahrer, Fußgänger und ÖV-Nutzer befragt worden wären, sowie Frauen nicht unterrepräsentiert wären. Interessant wäre bei natürlich auch, wie Radfahrer über Autofahrer denken, oder auch wie Fußgänger / ÖV-Nutzer über Autofahrer denken. Sicherlich wäre dabei auch interessant zu wissen, was Radfahrer über Autofahrer denken.

Autofahrer, die zu einem großem Teil nicht einmal begriffen haben, welche Verkehrsregeln für Radfahrer gelten, zu Richtern über das Verkehrsverhalten von Radfahrern zu machen, ist absolut unseriös. Bekanntlich wissen viele Autofahrer ja immer noch nicht, dass seit 1998 Radfahrer auf innerstädtischen Straßen auf der Fahrbahn fahren dürfen und nur bei den blauen Radwegzeichen Radwege benutzen müssen, und das auch nur, wenn diese Radwege  überhaupt benutzbar sind. Gerne begrüßen Autofahrer Radfahrer auf der Fahrbahn mit Dauerkampfhupen und gefährlichem Ausbremsen oder waghalsig dichtem Überholen, wem die Fahrbahn vermeintlich gehört. Doch haben diese "Auto-Rambos" ebenfalls laut der MoPo-Interpretation zugestimmt, dass "Radfahrer sich häufig über Verkehrsregeln hinwegsetzen"?

Es ist ja so einfach Klischees zu bedienen. Die Hamburger Morgenpost hat mal wieder ins Klo gegriffen. Die Rambo-Radler-Nummer packt sie regelmäßig aus, man kennt das schon.


Mehr zu Autofahrern und deren Kenntnisse über die Radwegbenutzungspflicht und deren Selbstjustiz: Die Polizei: Dein Freund und Helfer? 

Was Autofahrer kaum wissen - bei unbenutzbaren Radwegen müssen Radfahrer auf die Fahrbahn:

1 Kommentar:

  1. Und heute wieder: "Attacke auf Rad-Rambos". Na, danke MoPo. Da fühlt man sich als Radfahrer in der Green Capitol Hamburg gleich viel wohler und sicherer...

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