8. Dezember 2014

Wiesendamm: CDU macht sich für Kampfparker stark

Wiesendamm: CDU supports illegal car parking
Aktualisiert am 10.12.2014
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Wiesendamm: CDU will Radverkehr mit Erhalt illegaler Kampfparkplätze ausstechen und dafür 31 Bäume fällen lassen


Die CDU in Winterhude macht eine Kehrtwende bezüglich Radverkehr entlang Wiesendamm. Mit Unterstützung von CDU-Fraktionsmitglied Philipp Kroll und Bernd Kroll, Initiator von "UNSER WINTERHUDE" und "Unser Mühlenkamp", zieht sich die CDU kurz vor der Bürgerschaftswahl von der zuvor einvernehmlichen Radfahrstreifenplanung für den Wiesendamm zurück. Die Kroll-Initiative möchte den Wiesendamm in Anlehnung an den früheren Zustand in der Eimsbütteler Chaussee umbauen: Eine Hauptfahrbahn für den "fließenden Verkehr" und eine Parkgasse für den "ruhenden Verkehr". Ein ähnliches Modell existiert heute noch am westlichen Ende der Reeperbahn am Nobistor. Der Radverkehr soll nach CDU-Vorschlag durch die Nebenfahrbahn geleitet werden, wo der Parksuchverkehr entlangschleicht, die Hauptfahrbahn soll den Autos vorbehalten bleiben. Der Autoparkplatz, auf dem beidseitig Stehzeuge parken, soll als "Fahrradstraße" ausgewiesen werden.


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Wiesendamm: Links illegale Kampfparker, für deren "Erhalt" die CDU kämpft, rechts legaler Stellplatz und heutiger Fakeradweg

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Wiesendamm: CDU fordert Erhalt illegaler 2. Reihe-"Stellplätze"

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Das geduldete Kampfparken blockiert die legal eingeparkten Fahrzeuge. Wie soll der hier blockierte Sprinter zurück auf die Fahrbahn?


Etikettenschwindel: CDU will Autoparkplatz als Fahrradstraße deklarieren

Anlass der Kehrtwende scheint die offenbar erst jetzt gewonne Erkenntnis über den "Verlust" virtueller "Parkplätze" zu sein. Die CDU moniert, dass 120 "Parkplätze" verloren gingen. Laut Erläuterungsbericht zur geplanten Baumaßnahme gibt es 222 legale Stellplätze, allerdings zusätzlich 115 illegale Kampfparkplätze. Um das bisherige Kampfparken zukünftig zu legalisieren soll vom bisher geplanten Umbau mit Radfahrstreifen abgewichen werden. Die Radfahrstreifen sollten die unbenutzbaren Fakeradwege ersetzen.


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Die CDU stellt sich offenbar vor, dass der Radverkehr komplett auf den Parkplatz abgedrängt werden kann. Doch ein Verbot für Radfahrer für die Hauptfahrbahn ließe sich nach StVO und gängiger Rechtsprechung nicht durchsetzen. Radfahrer würden vor allem in Ost-West-Richtung die Hauptfahrbahn benutzen, trotz fehlendem eigenem Verkehrsraum. Denn um im Verlauf des Wiesendamms die südlich abgetrennte "Fahrradstraße" zu benutzen müssten sie zweimal die Straßenseite wechseln, was sicherlich nicht im Sinne der Verkehrssicherheit und eines reibungslosen Verkehrflusses für Radfahrer wäre. Zudem gäbe es im Verlauf der "Fahrradstraße" mehrere Kreuzungen. Der Fahrzeugverkehr von der Hauptfahrbahn des Wiesendamms in die abgehenden Seitenstraßen quert die "Fahrradstraße". Hätten Radler entlang der "Fahrradstraße" dort Vorfahrt, soll der Querverkehr bevorrechtigt werden, oder soll eine Rechts-vor-Links-Regelung gelten? Zumindest auf der Hauptfahrbahn des Wiesendamms soll es keine Rechts-vor-Links-Regelung geben.

31 Bäume sollen 115 illegalen Parkplätzen zum Opfer fallen

Da die Nordseite des Wiesendamms jedoch nicht breit genug ist für den Zweirichtungsverkehr bei Tempo 50, müssten 31 Bäume, die im Fahrbahnbereich stehen, gefällt werden. Zu Philipp Kroll, der sich als ausgesprochener "Baumliebhaber" in den Medien outet, dürfte dies eigentlich nicht passen. Oder dürfen für die Initiatoren genau dann Bäume gefällt werden, wenn dies - im Gegensatz zu Papenhuder Straße und Mühlenkamp - dem Autoverkehr dient? Doch nicht nur der Verlust der Bäume wäre schmerzlich. Die Umbauten wären deutlich teuer als das Markieren der Radspuren - alles für Erhalt illegaler "Parkplätze".


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Für den gegenläufigen Verkehr bei Tempo 50 müssten 31 Bäume gefällt werden

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Alternativ wäre zu prüfen, ob die Fahrbahn für den gegenläufigen Verkehr versetzt werden könnte. Die Kosten würden sich dadurch erheblich vergrößern. Zudem bestünde die Gefahr, dass die älteren Bäume im Mittelstreifen absterben, da deren Wurzelwerk angeknabbert werden müsste.


Mit diesem Planungsvorschlag hat sich die Hamburger CDU endgültig von der Radverkehrsstrategie für Hamburg verabschiedet, obwohl sie einst deren Mitinitiator war.


Planungsstand Wiesendamm

Zustand heute ohne Kampfparker

Zustand der Planung

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CDU-Gegenvorschlag



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5 Kommentare:

  1. 31 Bäume für die illegalen Parkplätze opfern? Hach, wie schön.
    Da zeigt sich mal wieder par excellence, wie verlogen und populistisch die CDU agiert.
    In der Papenhuder Straße wird scheinbar wegen 1-2 Bäumen ein Riesenaufstand inszeniert, nicht wegen der Parkplätze, nein! Im Wiesendamm hingegen schert sich die CDU aber Null um die Bäume. Ich hoffe, der Wahlkampf ist bald rum und das allgemeine Anbiedern, Hetzen und Hyperventilieren kann beendet werden. Vielleicht werden die konservativen Gehirnzellen dann auch wieder mit Sauerstoff versorgt, so sie denn noch nicht abgestorben sind.

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  2. Wieso wurden denn die Bäume erst gepflanzt??? Um den überaus grünen Wiesendamm noch grüner zu machen??? Wohl kaum. Vermutlich wollte man den alten Baumbetand auf dem Mittelstreifen entsorgen, damit dort mal eine Stadtbahn fahren kann. Aber obwohl das nur ein Gedanke war, hat man die Fahrbahn durch Bäume eingeengt. Dies war absolut überflüssig. Und die 'Kampfparker' wohnen dort. Während Räder überall abgestellt werden können, muss der Autofahrer einen geeigneten und erlaubten Platz suchen. Doch diese werden immer mehr vernichtet und dann regen sich die Radfahrer auf, dass sie dadurch behindert werden. Glauben denn der Radfahrer, durch das Vernichten von Parkplätzen lösen sich die Autos auf???
    Der Autofahrer wird in Zukunft bis spät in die Nacht durch die kleinen Wohnstraßen kurven, auf der Suche nach einem Parkplatz. Das sind unnötige Abgase und unnötiger Lärm. Aber daran sind dann wieder die Autofahrer schuld. Man kann es sich ja so SCHÖN reden!

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    1. Genau: Wahrscheinlich haben heimlich Radfahrer nachts die Bäume gepflanzt, um Autofahrer und Anwohner zu ärgern . . .

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    2. Ja natürlich...Weil sie sich damit selbst behindern und dann mit dem Finger auf den ach so bösen Autofahrer richten können.
      Rechtlich parken die Autos dort absolut legal. Hingegen ist es rechtlich zweifelhaft, dass der Radfahrstreifen auf der südlichen Fahrbahn angelegt wird, da dann dort das Halten weder auf dem RAdfahrstreifen, noch auf der Fahrbahn verboten ist. Müllabfuhr, Paketdienste, Krankentransporte....alle dürfen dann dort nicht mehr halten, um ihre Geschäfte zu erledigen. Denn sie üben keine hoheitlichen Maßnahmen aus, die das Abweichen von den Regeln der StVO nach §35 rechtfertigen. Zudem würde man diese Hauptverkehrsstraße so blockieren und den Fließverkehr aufstauen. Selbst Rettungsdienste kämen nicht mehr durch.
      Viele würden in dem Fall auch durch die Wohnstraßen fahren, um den Stau zu umgehen. Aber für LEute, die dort nicht wohnen, ist es immer einfach. Sie sind ja nicht betroffen.

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  3. Ist ein Radfahrstreifen als solcher gekennzeichnet, ist es rein rechtlich gesehen immer absolut verboten dort zu Halten oder zu Parken, genauso wie auf einem Radweg. Sollten Führerscheinbesitzer eigentlich immer wissen. Oder ist das wieder ein Beispiel für die Regelunkenntnis der Autofahrer?

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