18. August 2015

Lünen: ADFC-Sprecher verteidigt neuen Gefährdungsstreifen in Dooringzone

German cycling advocate protects dangerous fake cycle lane in dooringzone
Aktualisiert um 12:22

© hamburgize.com / Stefan Warda
Sinnbild für einen in Deutschland üblichen Gefährdungsstreifen - Beispiel Lünen >>hier


Der ADFC in Lünen verteidigt die Anlage eines nicht brauchbaren "Schutzstreifens" unmittelbar in der Dooringzone neben legalen Plätzen für Stehzeuge. In der Waltroper Straße sollen Radler auf neuen Gefährdungsstreifen radeln. Laut den RN sei für ADFC-Sprecher Hans-Jürgen Heidenreich "alles an der Grenze des rechtlich Zulässigen". Mit der anlage des zu schmalen "Schutzstreifens" ohne sicherheitsabstand zu den Stehezuge "habe die Stadt gegen keine Bestimmung verstoßen", so der ADFC-Lobbyist.


© hamburgize.com / Stefan Warda
Deutscher Gefährdungsstreifen - Beispiel aus Herdecke / Ruhr


Tatsächlich können Radler den erforderlichen Sicherheitsheitsabstand von wenigstens einem Meter zu den Stehzeugen nur einhalten, wenn sie mindestens die Markierungslinie des "Schutzstreifens" zum Radeln wählen, besser aber noch links von der Markierungslinie radeln. Dadurch aber ist der Schutzstreifen überflüssig, wenn er nicht benutzt werden kann. Sicherlich fühlen sich manche Autofahrer durch Radler, die den Gefährdungsstreifen nicht benutzen, provoziert, und reagieren mit den in Deutschland üblichen "Erziehungsmethoden": Hupen, Drängeln, zu schmaler Seitenabstand beim Überholen, ggf. sogar Prügeleien. Dadurch hat der sog. "Schutzstreifen" oder Aggressionsstreifen sein Ziel vollkommen verfehlt.

Ein Schutzstreifen ist ein durch Zeichen 340 gekennzeichneter und zusätzlich in regelmäßigen Abständen mit dem Sinnbild „Fahrräder" markierter Teil der Fahrbahn. Er kann innerhalb geschlossener Ortschaften auf Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h markiert werden, wenn die Verkehrszusammensetzung eine Mitbenutzung des Schutzstreifens durch den Kraftfahrzeugverkehr nur in seltenen Fällen erfordert. Er muss so breit sein, dass er einschließlich des Sicherheitsraumes einen hinreichenden Bewegungsraum für den Radfahrer bietet. Der abzüglich Schutzstreifen verbleibende Fahrbahnteil muss so breit sein, dass sich zwei Personenkraftwagen gefahrlos begegnen können. Schutzstreifen sind in Kreisverkehren nicht zulässig. Zum Schutzstreifen vgl. Nummer II zu Zeichen 340; Randnummer 2 ff. [Auszug aus der VwV-StVO]

Übrigens scheinen dem Radelclub-Lobbyisten die Richtlinien nicht ganz bekannt zu sein. Die VwV-StVO verweist auf die ERA, in denen die in Lünen ausgeführte Form eines Gefährdungs- oder Aggressionsstreifens nicht empfohlen wird.

Hinsichtlich der Gestaltung von Radverkehrsanlagen wird auf die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) in der jeweils gültigen Fassung hingewiesen.


Beispiel für einen ausgezeichneten Schutzstreifen aus Deutschland


http://hamburgize.blogspot.de/2013/07/deutscher-fahrradpreis-2013-geht-soest.html



Beispiel für einen sicheren "Schutzstreifen" aus Übersee




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2 Kommentare:

  1. Der Grund für diesen "Schutz"-Streifen ist doch klar erkennbar: Die Fahrbahn lässt sowohl nach gesundem Menschenverstand, als auch nach der Vorschriftslage, nur Mischverkehr als einzig akzeptable Lösung vor. Dieser ist aber aus ideologischen Gründen politisch nicht gewollt! Die Autofahrer sollen das Gefühl behalten, sie hätten eine eigene Fahrspur, die Radfahrer haben rechts der gestrichelten Linie zu bleiben. Auseinandersetzungen und Unfälle sind somit programmiert.

    Das ist offensichtlich von den zuständigen Behörden so gewollt. Anders kann man diesen absurden Gefährdungsstreifen nicht erklären.

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    1. Ich glaube nicht, dass der Mischverkehr in Lünen nicht gewollt ist. Es gab ja schon all die Jahre vorher dort den Mischverkehr, ohne große Probleme für den Autoverkehr. Mit den neuen Gefährdungsstreifen wollen Behörden Radlern vermeintlich etwas gutes tun. So können sie glänzen, weil sie nun als "fahrradfreundliche Stadt" gelten, was ja heute auch in Deutschland als ein Vorzeigemerkmal gilt.
      Allerdings wird es bislang in Lünen wenig Radler gegeben haben, die sich dort auf der Fahrbahn wohl fühlten. Mit dem Gefährdungsstreifen wollen sie den Radverkehrsanteil erhöhen - ein fataler Fehler.

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